Herr Dr. Ullrich hat mich darauf hingewiesen, dass es bei den Retardmedikamenten nicht nur Unterschiede hinsichtlich der
Trägersubstanzen gibt, sondern dass die schnellwirksamen und die verzögert wirkenden Bestandteile unterschiedlich zusammengemixt
werden.
In den Retardkapseln befinden sich ja kleine Kügelchen, die eine nicht-wirksame Außenhülle besitzen. Erst wenn diese sich
aufgelöst hat, wirkt das Präparat. Die MPH-Retard-Medis beinhalten Arzneistoff-Pellets mit
unterschiedlich dickem Überzug, so dass dem Körper über einen längeren Zeitraum der Wirkstoff zugeführt wird. Die Mixtur
beeinflusst demnach die Wirkungsphasen.
Ich habe euch für die gängigsten Präparate Grafiken erstellt. Auf diese Art und Weise erhält man einen Einblick, wann welches Medikament
stark und wann es weniger stark wirkt.
Bei Medikinet retard wirkt das Präparat kurz nach der Einnahme am stärksten. Wenn es nach ca. zwei bis drei
Stunden seinen Wirkungshöhepunkt erreicht hat, lässt der Effekt etwas nach. Etwa eine Stunde später
steigt der Pegel noch einmal etwas an, um dann langsam gegen Null
auszulaufen.
Bei Ritalin retard dauert es länger, bis der höchste Grad der Wirksamkeit erreicht ist. Zuerst ist die Wirkung etwas schwächer, fällt nach ca. vier Stunden ab, um dann noch einmal auf ein sehr hohes Niveau anzusteigen. Der abrupte Wirkungsabfall zum Schluss wird von einigen AD(H)Slern als unangenehm empfunden (Rebound-Effekt!).