Planen und Umsetzen
Für den peinlich auf alle möglichen Ablenkungen bedachten AD(H)Sler ist freilich dieser Punkt eine kaum zu lösenden Aufgabe.
Viele von uns fühlen sich mit diesem Problem völlig alleine gelassen und werden ständig Zeuge ihres immerwährenden Scheiterns, wenn sie beispielsweise auf dem wackligen Stuhl sitzen, den sie schon lange reparieren wollten, und eine Kerze oder Taschenlampe zum Lesen benutzen müssen, weil sie es versäumt haben, die Stromrechnung rechtzeitig zu bezahlen.
In der Spontanität liegt normalerweise unsere Stärke, so dass wir es fast als Verrat an uns selbst ansehen, wenn wir Listen führen oder Post-its an jeden Schrank kleben müssen. (Dies trifft natürlich nicht auf dich zu, liebe O.!)
Neben dieser Aversion gegen alles, was geplant und dann auch noch durchgeführt werden muss, geißeln wir uns ja gerne selbst und überhäufen uns mit Selbstvorwürfen.
Um endlich einmal aus der Spirale ausbrechen zu können, sollten wir uns ein positives Erlebnis verschaffen. Dazu gibt es einige Tricks.
Viele davon findet ihr im Buch von Christine Beerwerth "Suche dir Menschen, die dir gut tun: Coaching für Erwachsene mit ADS". Schon alleine der Buchtitel sollte uns Programm sein.
Wenn du Schwierigkeiten hast, die Dinge, welche schon seit geraumer Zeit anstehen, auch durchzuführen, dann wäre es sinnvoll, dir Unterstützung zu suchen. Meist genügt dabei schon die bloße Anwesenheit eines Freundes oder einer Freundin, um dich zum Werkeln zu bringen.
Frau Beerwerth spricht zudem von Ritualen, die man einführen sollte, also die Dinge in gewissen Abständen immer am gleichen Tag zur gleichen Zeit erledigen.
Viele von uns haben gerade in diesem Bereich immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen, welche nicht selten von den Mitmenschen in Form von Vorwürfen und Beschuldigungen vorgebracht wurden. Dies zehrt am Selbstbewusstsein!
Dass du gewisse Dinge nicht kannst, ist kein Grund, sich fertig zu machen. Alles, was du nicht kannst, kannst du lernen! Auch ein interessanter Aspekt!
Wir versuchen ja auch immer, unsere Arbeitsweise an die der anderen Menschen anzupassen. Dabei haben wir nicht selten Methoden entwickelt, die zwar etwas unkonventionell sind, aber uns durchaus ans Ziel bringen. Du solltes sie beibehalten.
Wenn du beispielsweise lieber durch die ganze Wohnung wirbelst, um einmal dies und einmal das zu erledigen und dann später wieder auf die erste Arbeit zurückzukommen, dann ist dagegen nichts einzuwenden, da diese Arbeitsweise dich auch voranbringen kann.
Natürlich sollten wir uns immer wieder Prioritäten setzen, weil wir ja nicht selten Schwierigkeiten damit haben, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Also: Manchmal innehalten und sich dessen bewusst werden.
So, wie wir allgemein im Leben unsere Macken und Unzulänglichkeiten immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten sollten, ist es auch sinnvoll, in jeden Arbeitsablauf auch die spielerische und lustige Komponente nicht außer Acht zu lassen.
Wenn man Schwierigkeiten hat, sich überhaupt aufzuraffen, lohnt sich der Einsatz einer Eieruhr, die einen selbst gewählten Arbeitsrhythmus vorgibt. Die Ruhezeiten sollten dabei jedoch um Einiges kürzer sein als die Arbeitsphasen (Schritt für Schritt steigern.). Die Eieruhr eignet sich auch wunderbar, uns aus einem möglichen Hyperfokus zu reißen und uns an unser Vorhaben zu erinnern.
Laut Frau Beerwerth sind laute Selbstgespräche sinnvoll, da sie auch wieder unsere Achtsamkeit steigern. Sie können zu einer Strukturierung der Arbeit führen, zusammen mit der Eieruhr, und uns bei der Stange halten.
Vielen von uns fehlen die Tagesstrukturen, sollten sie nicht von Arbeit oder Familie vorgegeben sein. Auch wenn uns diese nicht selten gegen den Strich gehen, sollten wir einen geregelten Tagesablauf zulassen.
Der eine oder andere lässt sich auch gerne von Anderen vereinnahmen, weil er selbst nicht Herr seiner Zeitplanung ist. Wir sagen gerne zu, auch wenn wir nicht wollen und häufig auch noch in Zeitnot geraten, weil wir keinen Kalender führen oder unsere Verabredungen nicht mit einem solchen abstimmen.
Nachdem ja etliche von uns Messie-ähnliche Tendenzen aufweisen, gerät durch unsere Strukturlosigkeit unsere unmittelbare Umgebung sehr häufig aus den Fugen. Dabei wäre es manchmal so schön, wenn man unnötigen Ballast abwerfen könnte! Dieser Ballast ist es nämlich, der nicht nur in unseren Wohnungen alles behindern, sondern auch auf unseren Herzen liegt und uns zu erdrücken droht.
Auch hier könnte der "Mensch, der uns gut tut" Abhilfe schaffen. Er hat möglicherweise eine objektiveren Blick auf die Dinge und hilft dir bei der Auswahl von Wichtigen aus dem großen Berg des Unwichtigen.
Hier ein kleiner Tipp für ungelesene Zeitungen. Anstatt sie anzuhäufen, dient eine kleine Digitalkamera als Scanner, so dass man alle wichtigen Artikel wunderbar auf dem Computer archivieren und jederzeit wieder zur Hand nehmen kann.
Egal, was wir uns vorgenommen haben: es ist immer wichtig, den ersten Schritt zu tun. In diesem ersten Schritt liegt nämlich nicht selten eine Dynamik für den zweiten und alle weiteren. Und wenn wir diesen ersten Schritt dann auch noch als Erfolg feiern, dann konditionieren wir uns durch diese positive Erfahrung.
Auch hier sollten wir uns immer wieder das Geleistete vor Augen führen und uns stets loben!
Das kann natürlich Schwerstarbeit bedeuten, da wir nicht selten von unserem Umfeld vorgeprägt sind, so dass wir auch Erfolge als Kleinigkeiten ansehen und nicht gelten lassen.
Auch wenn wir nicht so funktionieren wie die Anderen, so können wir dennoch mit einigen Tricks und mit der nötigen Portion Humor ans Ziel gelangen.
Leider vergessen wir auf dem Weg zum Ziel nicht selten, dass wir uns überhaupt auf einem Weg befinden. Diesen können wir uns im Vorfeld bewusst machen, indem wir uns im Kopf noch einmal vorstellen und vor allem auch die Situation, die eintritt, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Genieße den Gedanken an diesen Moment, dann kannst du möglicherweise leichter beginnen. Wenn dann der Impuls da ist: nicht lange warten und gleich zur Tat schreiten!
Viel Erfolg!